Schleichwege zum „… Nachteil unseres Zolls”

Ein Ausbesserungsbefehl legte 1812 Arbeiten an der Trasse Wismar – Dambeck – Meteln fest

Ursprünglich gab es in Mecklenburg kaum befestigte Straßen. Transport und Verkehr spielten sich auf einfachen Landwegen ab. 
Im Sommer ging das ja noch. Es war zwar etwas staubig, man kam aber einigermaßen vorwärts. Doch Regen, Schnee und Tauwetter machten die Landwege fast unpassierbar. Gebrochene Achsen oder Räder, in Schlamm und Morast stecken gebliebene Fuhrwerke gehörten damals zum Reisealltag. 
So bittet 1780 Pastor Cramer aus Alt Meteln um die Ausbesserung des Weges von Meteln nach Zickhusen, da an vielen Stellen die Wagen bis zur Achse einsinken und ihm deshalb schon ein Wagen kaputt ging. Er bemerkt nebenbei, dass eine Ausbesserung auch im Interesse des Amtes ist, da die Hamburger Frachtfahrer andere Wege nutzen und deshalb in Meteln keinen Zoll mehr zahlen. 

Für die Instandsetzung der Straßen waren die Anlieger verantwortlich. Es war genau festgelegt, welcher Bauer welchen Teil eines Weges auszubessern hatte. Doch immer wieder muss das Dominialamt Schwerin Straßenreparaturen anordnen. 1812 geht ein Befehl des Herzoglichen Amtesan die Dorfschaft Meteln, die von Wismar über Dambeck und Meteln führende Landstraße auszubessern, damit die Frachtfahrer keine Neben- oder Schleichwege nehmen „… zum Nachteil unseres Zolls …”, wie es heißt. Auch Strafen wurden ausgesprochen. Um 1858 musste Erbpächter Facklam (Hufe 8, Alt Meteln Ausbau, später Bartels) 6 Taler Strafe zahlen, als er sich weigerte seinen Teil des Weges auszubessern. Viele Umstände wurden mit der Reparatur allerdings kaum gemacht. Ausgefahrene Spuren, Wasserlöcher u.ä. wurden mit Reisig, Steinen und Sand notdürftig aufgefüllt. Die Besitzer der großen Rittergüter machten oft nicht einmal diese Kleinigkeiten. Die herzogliche Wegekommission (ihr unterstand die Kontrolle über wichtige Reparaturen) hatte auf sie keinen Einfluss. 

1824 schlossen Preußen und Mecklenburg ein Abkommen über den Bau einer Kunststraße von Berlin noch Hamburg, von der ein ca. 8 Meilen langes Teilstück auch über Mecklenburger Gebiet führte. Diese Strecke Grabow – Ludwigslust -Boizenburg war 1829 fertig. Weitere Strecken folgten. So u.a. Wismar – Schwerin (1834) und Ludwigslust – Schwerin (1836). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Mecklenburg 677 km Kunststraßen (Chausseen) gebaut. 1846 fährt die erste Eisenbahn über Mecklenburger Gebiet. Der Ausbau weiterer Strecken wird rasch in Angriff genommen. So werden u. a. die Strecken Schwerin – Wismar (1848), Schwerin – Rostock (1850), Schwerin – Gadebusch (1897) gebaut. Damit wird die Bahn zum wichtigsten Transportmittel. Im Straßenbau liegt nunmehr der Ausbau von lokalen Zubringerstraßen zur Bahnstation im Vordergrund. Im Zuge dieser Arbeiten wird auch die Chaussee Lübstorf – Rugensee – Alt Meteln gepflastert.

Die „Steinkuhle” ist heute noch zu sehen. Aber nur, wenn man weiß, wo man suchen muss. Foto: FD

Bis heute ist in Alt Meteln Ausbau rechts an der Lübstorfer Straße 1 eine Einbuchtung zu sehen. Diese Kuhle kennen die älteren Metelner noch als „Steinkuhle“. Hier saßen während des Straßenbaus die Steinhauer, die die Steine für die Pflasterung zurecht schlugen. 

Für die Instandhaltung der Chausseen wurden Chausseewärter eingestellt. In Meteln waren das der Häusler Friedrich Frenz (gest. 1919) und sein Nachfolger Richard Fedder. ESCH