Die Kindheit in Alt Meteln – eine „wunderbare Zeit”
Die alte Frau sitzt am Strand. Ihr schwarzes Kostüm und die schlohweißen, eng nach hinten gekämmten Haare, die zu einem Knoten zusammenlaufen, passen so gar nicht zum gleißenden Licht und dem fröhlichen Trubel der Kinder um sie herum. „Es ist doch komisch, an was man sich nach so vielen Jahren noch alles erinnert.“ Sibylle Ekat ist für eine Weile ganz in dieser Zeit – ihrer Kindheit.
„Die Frau war meine Großmutter und sie kam als zusätzliche Betreuungsperson unserer Kindergartengruppe aus Alt Meteln mit auf die Busreise nach Boltenhagen. Großmutter war da 57 Jahre alt – für mich heute ein fassbares Alter. Aber damals fand ich sie steinalt. Egal, es war jedenfalls wünderschön!”
Sibylle Ekat, geborene Rippholz, kam 1951 in Schwerin zur Welt. In der Stadt, in die ihre Eltern als Flüchtlinge aus Ostpreußen und dem Riesengebirge kamen. Da neben so vielem anderen auch Plätze für die Kinderbetreuung Mangelware waren, wurde Sibylle von ihren Großeltern in Alt Meteln aufgenommen. Diese waren dort nach der Flucht in der Ringstraße beim Schmied Fischer untergekommen und zogen 1953 mit ihrer Enkelin auf die Siedlung. Ihr Großvater, Schneidermeister Gustav Schreiber, so erinnert sie sich, benähte die ganze Umgebung. ,,Die Leute brachten Opa als Bezahlung Sahne, Milch, eingewecktes Fleisch und Speck.“
1954 bis 1957 war Klein-Sibylle dabei, als das als das Kinderhaus am Aubach entstand und zog mit den ersten Kindern und ihrer Erzieherin Frau Wolmerich in das schöne neue Domizil.
„Als mein Vater 1957 Bürgermeister in Gadebusch wurde, schulten mich meine Eltern auch dort ein. Ich kann mich noch gut an den Weg von dort zu den Großeltern erinnern. Bei den Fahrradfahrten durch den Moltenower Wald hatte ich so einen Schiss in der Büx … So schnell bin ich nie wieder Rad gefahren.”
Nach der Schulzeit und dem Abitur in Schwerin studierte Sibylle in Rostock Anglistik, Amerikanistik und Slawistik. Zwei Jahre als Aussenpolitik-Redakteurin der Ostsee-Zeitung schlossen sich an. Bis zur Wende arbeitete sie im Seefahrtsamt der DDR und „schob ein Jura-Studium nach.” Seit 1990 war Sibylle Ekat – längst selbst Mutter – Geschäftsführerin des Deutschen Journalisten Verbandes M-V in Schwerin. Seit ein paar Jahren ist sie Rentnerin und lebt in einem Dorf bei Schwerin.
Quelle: Frank Düsterhöft/Lorbass